Letztens war ich in einem Workshop. Alle Teilnehmenden kannten sich erst seit kurzem. Wir saßen bei warmen Temperaturen im Freien. Gemütlich im Schneidersitz auf Matten, weil der Boden vom Morgentau noch etwas feucht war. Als wir in das Workshopthema eingestiegen waren, öffnete sich ein Teilnehmender und schildert eine für ihn herausfordernde Situation.
Und schon ging es los.
Es wurde nicht darum gebeten. Trotzdem wurden die ersten Tipps gegeben. Gut gemeinte Ratschläge wurden verteilt. Es wurde erklärt, was er sonst mal noch ausprobieren sollte, um seiner Herausforderung zu begegnen. Das Problem dabei war, dass jeder aus seiner eigenen Erfahrung heraus Tipps gegeben hat, die für ihn oder sie selbst funktionieren. Auf den Teilnehmenden, der sich in dem Workshop geöffnete hatte, wurde dabei nicht eingegangen.
- Es wurde nicht gefragt, ob es ok ist, wenn ihm Ratschläge gegeben werden.
- Es wurden ihm ansonsten auch keine Fragen gestellt.
- Es wurde nicht versucht, ihn zu verstehen.
Es war egal, dass die Tipps nicht gepasst haben und ungewollt waren. Im Vordergrund stand, die gegebenen Tipps zu verkaufen. Und nachdem diese in Frage gestellt wurden, wurden sie verteidigt:
- „Das hilft mir auch immer bei …“
- „Wenn du … machst, dann wird sich … ändern.“
- „Wenn du … machst, dann wird sich … ändern.“
So wurde aus einem gut gemeinten Tipp eine Diskussion, die am eigentlichen Thema vorbei ging und nicht geholfen hat. Wie hätte es anders laufen können?
- Durch wertschätzende Fragen, sein Gegenüber in seiner Welt begegnen, um diesen zu verstehen.
- Durch reflexionsfördernde Fragen, sein Gegenüber dabei unterstützen, für sich selbst die Situation klarer zu sehen.
- Durch lösungsorientierte Fragen, sein Gegenüber in die Lage versetzten, seine eigene Lösung zu entdecken.
Was können wir tun, wenn wir das nächste Mal den Impuls verspüren, einen Ratschlag oder Tipp zu geben? Fragen, ob das für unser Gegenüber passend ist oder ob wir uns nicht mit wertschätzenden Fragen zunächst in seine Welt begeben sollten und erst mal zuhören. Ich bin davon überzeugt: Nur wer empathisch zuhört, kann anderen bei deren Herausforderungen WERT-volle Unterstützung geben!
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